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Die Feiern zum ersten Jahrestag der Unabhängigkeit waren gedämpft, nichts verglichen mit der Euphorie vom 9. Juli 2011. Die Menschen hatten auf Frieden und Stabilität gehofft. Nun ist das Land wegen dem Grenzverlauf und den Öleinnahmen im Dauerstreit mit dem Norden. Zeitweise gibt es blutige Kriegshandlungen, die die Menschen zu Tausenden in die Flucht zum Süden treiben. Die Einstellung der Ölförderung und die Korruption der Politiker haben den wirtschaftlichen Ruin gebracht. Die Bischöfe der katholischen und anglikanischen Kirche machten einen bewegenden Appell an alle Gruppen und an die internationale Gemeinschaft, dem jüngsten Land der Welt eine Überlebenschance zu geben.
Die umstrittene Maßnahme, 60,000 Afrikaner in ihre Heimat zurückzubringen, wurde nach langer Debatte im Mai entschieden. Der "jüdische Charakter des Staates solle erhalten“ bleiben. Viele Israelis sehen die Einwanderer als Gefahr für die Sicherheit und demonstrieren; andere bangen um den internationalen Ruf des Staates. Die meisten Migranten stammen aus Südsudan. Frühere Ankömmlinge sind von Darfur geflüchtet. Jetzt sollen sie nach Eilat, Israels Hafen am Roten Meer, und von da weiter gebracht werden. Das Eindringen über die Grenze am Sinai war verhältnismäßig einfach; jetzt will Israel das Gebiet mit Mauern und Zäunen sichern.
Die UN Flüchtlings-Organisation fürchtet eine Verschlechterung der humanitären Lage, weil nach den blutigen Kämpfen immer noch tausende Flüchtlinge aus Sudan in den Bundesstaat Upper Nile kommen. In den letzten drei Wochen waren es 35,000. Der Zustand der Neuankömmlinge ist nach dem langen Fußmarsch erschreckend schlecht. Ärzte ohne Grenzen bestürmen die UNO, einen geeigneten Zufluchtsort für sie zu finden, wo Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung gewährleistet sind.
Mindestens 12,000 südsudanesische Flüchtlinge, die in den Kämpfen im Grenzgebiet gefangen waren, sollen jetzt nach Khartum gebracht und dann nach Juba geflogen werden. Das hat die Internationale Organisation für Migration (IOM) beschlossen. Die sudanesische Regierung zeigt sich behilflich in Dokumentation und Frachtbeförderung. Noch sind über 300,000 Südsudanesen im Norden, die ihren Status legalisieren müssen.
Zehn Monate nach der Unabhängigkeit gibt es immer noch keine klare Demarkationslinie. Die Menschen in den Grenzstaaten leben in ständiger Angst vor Bomben und Milizen. Die Regierung in Khartum soll die Verteilung von Lebensmitteln und das Errichten von Flüchtlingslagern verboten haben. Mitglieder des katholischen Klerus und der humanitären „Sudan-Aid“ sind im Hilfsprozess verhaftet worden. Caritas ist besorgt um etwa eine halbe Million Südsudanesen, die noch im Norden leben. Sie müssen entweder die sudanesische Staatsbürgerschaft annehmen oder nach Südsudan zurück kehren. Das Rückkehr Ultimatum wurde wieder verschoben.
Juba beschuldigt Khartum, zwei Ölanlagen bombardiert und Truppen und Waffen in das schlecht definierte Grenzgebiet gebracht zu haben. Zwei MIG Flugzeuge hätten sechs Bomben über Unity State abgeworfen und so den Nichtangriffspakt vom letzten Monat verletzt. Khartum weist die Vorwürfe zurück.
Für etwa 700,000 Rückkehrer läuft die Frist ab. Bis 8. April sollen sie nach Südsudan umgesiedelt sein. Doch will Khartum keine Lastkähne auf dem Weißen Nil zulassen, aus Angst, dass sich Kämpfer ins Grenzgebiet einschleusen könnten. Für Bahn, Straße und Luft ist der Andrang zu groß, so dass sich eine Katastrophe abzeichnet. Die Spannung wächst, besonders da kurz nach der Unterzeichnung des Nichtangriffspakts wieder Bomben auf Südsudan fielen.
Während verschiedenen Gruppen in der entlegenen Unity Provinz sich um Beilegung der ethnischen Kämpfe der letzten Woche bemühten, kamen in einer Schießerei 37 Menschen ums Leben. Ein Konflikt zwischen den Provinzen Unity und Warap soll der Anlass gewesen sein.
Weil Juba behauptet, Millionen an Öleinkommen verloren zu haben, will die Regierung in zwei Wochen die Ölförderung einstellen und kein Öl durch den Norden nach Port Sudan fließen lassen. Der Druck, eine alternative Pipeline durch Kenia zum Hafen von Lamu zu bauen, wächst. Inzwischen befürchten die Länder Ostafrikas, dass die Spannungen zwischen den beiden Sudans zum offenen Kampf führen könnten.
Ein Jahr nach dem Unabhängigkeitsreferendum (9. Januar 2011) ist die anfängliche Euphorie verflogen. Nicht nur Konflikte mit Khartum über Grenze und Erdöl, sondern auch Stammeskämpfe innerhalb des Landes erschüttern den jungen Staat. Der schlimmste kriegerische Zwischenfall seit der Unabhängigkeit war kürzlich der Ansturm auf Pibor in der Jonglei Provinz, wo es um Viehdiebstähle und Racheakte ging. Es wird von tausenden Toten berichtet. 50,000 Menschen seien auf der Flucht. UN-Blauhelme sind im Einsatz und der Flüchtlingskommissar hat zu umfassenden Hilfsaktionen aufgerufen.
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