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Libysche Milizen haben zur Entführung von USA Bürgern in Tripolis und zu Angriffen aus US Schiffe, Flugzeuge und Gas Pipelines aufgerufen. Sie wollen sich rächen für die Entführung eines al-Qaida Anführers, Abu Anas al-Libi, durch amerikanische Spezialeinheiten. Washington solle den Entführten wieder freigeben, was die US Regierung nie tun wird, weil sie in ihm einen Drahtzieher bei den Bomben auf die US Botschaften in Kenia und Tansania, wobei über 200 Menschen umkamen.
Ministerpräsident Ali Zeidan hat zu einem nationalem Dialog aufgerufen, um eine öffentliche Diskussion über eine neue Verfassung, einen nationalen Versöhnungsprozess und das Problem der Entwaffnung von Milizen in Gang zu bringen. Zahlreiche bewaffnete Angriffe auf Armee und Polizei so wie Streiks der Hafenarbeiten bedrohen den Erdölexport und die innere Sicherheit des Landes.  
Durch Streiks des Personals in den zwei größten Häfen sind der Regierung bereits Einnahmen durch Erdölexporte in Höhe von 1.6 Milliarden Dollar verloren gegangen. In der Folge stiegen die Weltmarktpreise für Rohöl auf 111 Dollar. Die Regierung beschuldigt die Streikenden, Öl auf eigene Rechnung exportieren zu wollen.  
Ein Aufstand im Gefängnis in der von Unruhen geplagten Stadt Bengasi und ein simultaner Angriff von außen machten es möglich, dass so viele Inhaftierte entkommen konnten. Die herbeigerufenen Sicherheitskräfte hatten den Befehl, nicht auf die Fliehenden zu schießen.
Bei blutigen Kämpfen in Bengasi zwischen früheren Rebellen und Demonstranten kamen 31 Menschen ums Leben. Die Rebellen, die gegen Gaddafi kämpften, sind immer noch bewaffnet und wehren sich gegen eine Entwaffnung oder Eingliederung in die nationale Armee. Vor seinem Rücktritt hatte der Armee-Chef noch die Besetzung des Hauptquartiers der Milizen in Bengasi angeordnet.
Libyen sucht nach dem versteckten Vermögen des früheren Diktators. Eine Milliarde Dollar sollen Ermittler in Südafrika aufgespürt haben, angelegt in Gold und Diamanten, in vier Banken und zwei Sicherheitsfirmen. Libysche Gesandte baten Südafrika, bei der Rückgabe des Geldes an die Regierung in Tripolis behilflich zu sein. Experten schätzen, dass im Ganzen 80 Mrd. Dollar vom Vermögen des Gaddafi Clans im Ausland liegt.
Libysche Milizen haben nach dem Außenministerium nun auch das Justizministerium umzingelt und fordern mit massiver Waffengewalt den Rauswurf aller Anhänger des Gaddafi – Regimes. Der Nationalkongress berät über ein Gesetz, mit dem Gaddafis Gefolgsleute aus Regierung und Verwaltung entlassen werden können. Bisher ist es der Regierung nicht gelungen, die verschiedenen Milizen Gruppen zu entwaffnen.
Die Explosion einer Autobombe verletzte zwei französische Wächter, einen davon schwer, und verursachte umfangreiche Schäden an Gebäuden und Autos. Es war der erste große Anschlag auf eine Botschaft in der Hauptstadt Tripolis; die US Botschaft wurde im vergangenen September in Bengasi überfallen.
Laut eines Berichts von IGFM (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte) sind in jüngster Zeit rund 100 koptische Christen aus Ägypten wegen angeblicher „Verbreitung des Christentums“ oder „illegaler Einwanderung“ inhaftiert worden. Seit einer von ihnen, der 45-jährige Ezzat Atallah in einem Bengasi Gefängnis an Folterungen starb, werfen Kopten in Kairo Steine und brennen Fahnen vor der libyschen Botschaft. In der Kyrenaika haben salafistische Milizen koptische Händler vorübergehend eingesperrt, weil sie auf ihren Ständen christliche Symbole zeigten. Auch haben Extremisten versucht, mit Säure christliche Symbole aus der Haut zu ätzen.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit Grenzen zu Ägypten und Tunesien dicht, begeht Libyen den zweiten Jahrestag des Revolutionsbeginns. Während Tripolis ausgiebig feiert, sind die Menschen in Bengasi, der Wiege des Aufstands, nüchterner. Erst wenn das Ziel erreicht ist, gäbe es Grund zum Feiern. Die Stimmen dort für eine größere regionale Autonomie und eine bessere Verteilung des Wohlstands werden immer lauter. Auch müsse die Gefahr von zahlreichen bewaffneten Milizen gebannt werden.
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