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Nach einer schweren Dürreperiode leiden Niger und die umliegenden Länder der Sahelzone unter akuter Lebensmittelknappheit. Mit sieben Millionen Hilfesuchenden ist Niger am ärgsten betroffen. Die UNO, die ihren Spendenappell von 190 auf 371 Millionen Dollar erhöhte, hat aber erst Zusagen von 142 Mill. erhalten. Da frühestens mit der nächsten Ernte im Oktober Aussicht auf Besserung besteht, wird die Hilfe, besonders der Kinder wegen, sofort benötigt. Um den durch Unterernährung anfallenden Krankheiten, vor allem in der nun beginnenden Regenzeit, entgegen zu arbeiten, will das Welternährungsprogramm die Zahl seiner Gesundheitszentren in den am stärksten betroffenen Regionen erhöhen.
100 Staatsbürger von Niger wurden gestern von Libyen ausgeliefert und nach Niamey geflogen, wo sie ihre restliche Haftstrafe absitzen. 150 weitere sollen gemäß der Vereinbarung der beiden Justizministerien folgen. Die Hinrichtung dreier Niger Bürger im Mai hatte für Aufregung gesorgt. Tausende von ihnen leben und arbeiten in Libyen.
Tausende von Menschen strömen über die Grenze nach Nigeria, weil in ihrer Region eine ernste Hungersnot herrscht. Etwa acht Millionen, die Hälfte der Bevölkerung Nigers, ist davon betroffen. Noch ist im Aufnahmeland kein Unwille über die Ankömmlinge zu spüren. Die letzte Massenflucht gab es vor fünf Jahren.
Nach der Verhaftung von 12 Anhängern des ehemaligen Präsidenten Mamadou Tandja haben Sicherheitskräfte in den Außenbezirken von Niamey weitere 600 Personen festgenommen. Extreme Armut und Nahrungsmittelmangel haben zu einer Welle von Kriminalität in der Hauptstadt geführt.
Vier Tage nach dem Putsch hat die Junta Mahamadou Danda zum Ministerpräsidenten ernannt. Er soll bis zu den Neuwahlen das Kabinett leiten, an einer neuen Verfassung arbeiten und die Wiederherstellung der Demokratie vorbereiten. Beim Putsch in 1999 wurde Danda Informationsminister, war aber später in der Privatwirtschaft beschäftigt.
Präsident Mamadou Tandja wurde gestürzt und wird mit seinem Kabinett von Militär bewacht. Die Junta hat die Verfassung außer Kraft gesetzt und eine Ausgangssperre verhängt. Tandja selbst kam 1999 durch einen Putsch an die Macht und, um sie zu halten, hat er im August 2009 die Verfassung geändert, ein Schritt der eine politische Krise auslöste.
Nachdem der seit 1999 regierende Mamadou Tandja im Sommer das bisherige Parlament und das Verfassungsgericht auflöste, braucht er nun ein neues ihm gefügiges Parlament, das es ihm ermöglichen soll, am Jahresende eine dritte Amtszeit anzutreten. Deshalb wird heute, 20. Oktober, mit geschlossenen Landesgrenzen und unter verbreitetem Wahlboykott der Opposition und Kritik umliegender Länder gewählt.
Mit seinem Sieg im erzwungenen Referendum vom 4. August hat Mamadou Tandja sich zu den elf Präsidenten gesellt, die sich in Afrika, von Namibia bis Uganda, durch eine Verfassungsänderung eine weitere Amtszeit verschafft haben. In Malawi, Sambia und Nigeria ist der Versuch gescheitert. Zwischen 1990 und 1994 hatten sich über die Hälfte aller afrikanischen Staaten für begrenzte Amtszeiten, Mehr-Parteien Wahlen und Pressefreiheit entschieden. Der demokratische Trend scheint sich gedreht zu haben.
Stunden nachdem er vor Gericht freigesprochen wurde haben uniformierte Männer Marou Amadou entführt. Er war am Montag festgenommen worden, als er zu Protesten gegen die Verfassungsänderung aufrief, die Präsident Mamadou Tandja eine weitere Amtszeit geben soll. Es scheint, dass die Regierung das Gerichtsurteil nicht respektieren will.
Die Opposition hat zum Widerstand gegen die morgige „illegale“ Volksabstimmung aufgerufen, mit der Präsident Mamadou Tandja eine dritte Amtsperiode erreichen will. Mamadou glaubt, im Interesse des Volkes zu handeln. Er braucht Zeit, die laufenden Projekte, besonders den Niger Staudamm, zu vollenden. Die Bevölkerung wird durch Drohungen und Festnahmen gedrängt, im Referendum der Verfassungsänderung zuzustimmen.
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