Nach wochenlangen Protesten ist der tunesische Ministerpräsident nun zurückgetreten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Ghannouchi, langjähriger Regierungschef unter Ben Ali, wollte erst nach den Neuwahlen im Juli gehen, aber der Unmut der Tunesier gegen seinen Verbleib im Amt, der am Wochenende noch drei Todesopfer forderte, brachte die schnelle Entscheidung.
Der seit dem Umsturz mutmaßlich vernachlässigte Grenzschutz ermutigt viele Tunesier zur Überfahrt nach Lampedusa. Die nur 20 qukm große italienische Insel hat das inzwischen geschlossene Flüchtlingslager wieder eröffnet und den humanitären Notstand erklärt. Die von Rom angebotenen Polizeikräfte zur Eindämmung des Flüchtlingsstroms vor seiner Küste lehnt Tunesien als Einmischung ab.
Heute beginnt die drei-tägige Staatstrauer für die Opfer des Volksaufstands, der zum Fall von Präsident Ben Ali führte. Offiziell soll es 78 Tote gegeben haben. In einer Generalamnestie werden, wenn das Parlament zustimmt, alle politischen Gefangene entlassen. Dass die Akademiker die Demonstranten unterstützten, könnte Grund zur Hoffnung für Frieden und eine neue Ordnung sein.
Das versprach der amtierende Präsident Mebazaa der Übergangsregierung in einer Fernsehansprache. Er werde alles dran setzen, damit die „legitimen Hoffnungen“ der Revolution realisiert werden. Inzwischen haben sich alle Minister von Ben Alis RCD Partei distanziert. Auch wurde berichtet, dass über 30 Mitglieder der kleptokratischen Ex-Präsidentenfamilie festgenommen wurden.
Kurz vor Ankündigung der neuen Übergangsregierung, die in 60 Tagen Neuwahlen vorbereiten soll, kam es wieder zu heftigen Protesten, da die Tunesier die RCD, die Partei des verhassten Ben Ali, nicht in der Koalition sehen wollen. Inzwischen werden in Tunis Nahrungsmittel und Treibstoff knapp. Die Gattin des gestürzten Präsidenten soll, nach Medienberichten, mit Gold im Wert von 45 Millionen ins Exil geflogen sein.
Schon seit Wochen gibt es heftige Proteste gegen soziale Missstände. Die Selbstverbrennung eines jungen Tunesiers und zwei weitere Selbstmorde haben die Wut noch mehr entfacht. Die Jugendlichen protestieren gegen Ben Ali und die Doppelmoral, gegen Korruption und Aussichtslosigkeit. Die scharfe Medienkonterolle umgehen sie mit anonymen Profilen in Facebook und Twitter. Akademiker sympathisieren mit den jungen Menschen und die Anwälte haben einen Generalstreik angefangen. Die Unruhen haben auf das Nachbarland Algerien übergegriffen, wo die Menschen gegen Preiserhöhungen demonstrieren.
Lila Ben Ali, die Gattin von Tunesiens Staatspräsidenten, hat den diesjährigen Preis der Weltorganisation der Familie erhalten. Sie ist zurzeit Vorsitzende der Organisation der arabischen frau und arbeitet unermüdlich für die Förderung von Frauen und ihre Integration in die verschiedenen Lebensbereiche.
Wissenschaftler, die außerirdische Lebensbedingungen erforschen, berichten, dass der Salzsee Schott El Dscherid im Südwesten des Landes in Bodenbeschaffenheit und Umweltbedingungen mit bestimmten Zonen auf dem Mars fast identisch ist. Die Expedition ist Teil des Projekts Europlanet, das an der Weiterentwicklung von Raumfahrtinstrumenten arbeitet.
Weil sie vor über zwei Jahren 44 Migranten in einem gekenterten Schlauchboot vor dem Ertrinken gerettet haben, müssen jetzt zwei tunesische Fischer-Kapitäne 30 Monate hinter Gitter. Der Vorwurf: „Beihilfe zur illegalen Einreise und Widerstand gegen Staatsgewalt“.