In einigen Teilen von Mogadischu wurden solarbetriebene Straßenlampen installiert, ein Hoffnungszeichen, dass sich die einst schöne und liebenswerte Stadt nach 20 Jahren Zerstörung und Verwüstung langsam erholt und das Leben leichter und sicherer wird. Auch verliert Mogadischu den inoffiziellen Titel „Gefährlichste Stadt der Welt“. Botschaften und Hilfsorganisationen und einige Flüchtlinge kehren langsam zurück. Weiteren Grund zur Hoffnung geben die ersten Gespräche in London zwischen Somalia und dem 1991 abgespaltenen Somaliland, die demnächst weitergeführt werden sollen.
Nachdem die USA Millionen Dollar als Kopfgeld für al-Shabaab Anführer bereit gestellt hatte, machten diese ein Spottangebot von zehn Kamelen für Obama, für Hillary Clinton nur 20 Hühner. Ein US-Sprecher nannte die Sache „absurd“. Inzwischen hat die kenianische Regierung die USA und die EU um militärische Unterstützung im Kampf gegen die al-Shabaab Milizen gebeten, besonders um ihre Hochburg, die Hafenstadt Kismayo, zu erobern.
Das UN-Flüchtlngsprogramm OCHA ist besorgt um 400.000 Flüchtinge im Afgoye Korridor in der Nähe von Mogadischu. Einheiten der AU-Friedenstruppe AMICOM sind im Anmarsch auf die Hochburg der Al Shabab Rebellen, die immer noch große Teile des Landes kontrollieren und sich dem Al Kaida Netzwerk angeschlossen haben.
Während die Kämpfe in Landesinnern weitergehen und die Piraten jetzt auch an Land bekämpft werden dürfen – die ersten Hubschrauber zerstörten vor einigen Tagen Waffenlager entlang der Küste – ist es in Somaliland weitgehend friedlich. Diese Provinz im Norden hat sich vor zwei Jahrzehnten, als der Krieg in Somalia eskalierte, unabhängig erklärt, wird aber international nicht anerkannt. Die Wahlen vor zwei Jahren wurden als demokratisch gewertet. Somaliland setzt auf Entwicklung durch gute Bildung. Das semi-autonome Puntland strebt ähnliche Ziele an.
Während sich Hilfsorganisationen zurzeit auf den Westen Afrikas konzentrieren, wo der Hunger um sich greift, ist die Prognose des Frühwarnsystems für Hungersnöte (Fewsnet) für Somalia sehr schlecht. Späte und erratische Regenfälle könnten wieder Missernten verursachen und die Regenerierung des Weidelandes und Auffüllung von Wasserspeichern verhindern, und so wieder eine Katastrophe auslösen.
Die EU-Verteidigungsminister haben sich grundsätzlich geeinigt, die Atalanta-Mission zum Schutz der zivilen Schifffahrt auf das Land auszuweiten und Piratenschiffe und Munitionslager aus der Luft zu zerstören. Wie die Grenze abgesteckt werden soll, war noch nicht klar. Bodentruppen soll es nicht geben. Für eine deutsche Beteiligung ist ein neues Mandat des Bundestages nötig. Allein im vergangenen Jahr gab es 230 Piratenüberfälle.
Bei einem Selbstmordanschlag im Nationaltheater von Mogadischu, hat eine Frau zwei hohe Sportfunktionäre und mehrere andere Menschen umgebracht, als sie die Explosion auslöste. Der Regierungschef Ali entkam nur knapp. Die Attentäterin soll eine „Sympathisantin“ der Shebaab-Miliz gewesen sein. Das Nationaltheater war erst im März nach 20 Jahren Bürgerkrieg feierlich wieder eröffnet worden.
Die türkische Luftfahrtgesellschaft hat nach zwei Jahrzehnten Isolation das erste kommerzielle Flugzeug mit einer hochrangigen Delegation nach Mogadischu geflogen. Bisher gab es nur Regionalflüge. Die Entscheidung der Türkei, zwei Flüge in der Woche einzurichten, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Normalisierung, und die Somalier sind glücklich, dass ihre Familienangehörigen Übersee jetzt leichter auf Besuch kommen können.
In London beginnt heute die große Somalia-Konferenz, auf der sich Vertreter von 50 Nationen und internationalen Organisationen bemühen, Lösungsansätze für Somalias Probleme zu finden: Sicherheit, Politik, Terror, Hunger und Piraterie. Somalis bleiben skeptisch. Nach 20 Jahren „Gesetz des Dschungels“ kann ein Tag kaum eine Wende bringen.
Die Regierung hat begonnen, Zehntausende illegale Besetzer aus offiziellen Gebäuden zu evakuieren. Sie waren Konflikten auf dem Land und dem Hunger entflohen und haben sich in Ministerien, Schulen und Universitäten niedergelassen. Eine Schule war Durchgangslager für 17,000 Binnenflüchtlinge. Die Regierung hofft nun, dass nach dem Rückzug der bedrängten Al-Shabaab Gruppe aus der Hauptstadt, Normalität einziehen kann.