logo Netzwerkafrika
Französische und UN Kräfte haben den japanischen Botschafter mit einem Helikopter in Sicherheit gebracht, nachdem seine Botschaft in der Nähe von Gbagbos bekämpfter Residenz angegriffen wurde. Andere Länder haben um ähnliche Aktionen gebeten, um ihre Diplomaten aus Abidjan herauszuholen.
Trotz Gerüchten um seinen Rücktritt scheint der Altpräsident sich immer noch zu weigern, die Macht an seinen Rivalen abzugeben. Während er sich verschanzt und seine eigenen Soldaten ihn in Scharen verlassen – nach Augenzeugen sollen in der letzten Nacht viele in einer Kirche Uniform und Waffen abgelegt haben – plant die UNO seine Abreise ins Exil. Die AU verurteilt das Eingreifen der UNO und Frankreichs. Gbagbo soll gehe, aber nicht von ausländischen Truppen dazu gezwungen werden.
Frankreichs Verteidigungsminister glaubt, dass die Krise „binnen Stunden vorüber“ sei. Auf Bitten von Ban Ki Moon waren neben UN-Truppen auch französische Hubschrauber im Einsatz, um den Präsidentenpalast anzugreifen und Gbagbos Waffenlager zu zerstören. Gbagbo selbst soll zurzeit über Bedingungen einer Kapitulation verhandeln.
Das Internationale Rote Kreuz berichtet von über 800 Toten allein in der Stadt Duékoué. „Zahlreiche Massengräber“ sollen im Westen gefunden worden sein. Die beiden Gruppen schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Opfer zu. Die letzte Runde des Machtkampfes wird nun in der größten Stadt Abidjan ausgetragen. Dort ist ein Direktor der Caritas, ein Priester der Erzdiözese, von Ouattara Anhängern verschleppt worden. Etwa eine Million Menschen sollen in dem ehemaligen Musterstaat auf der Flucht sein.
Seit Beginn ihrer dramatischen Offensive am Montag haben Ouattara-treue Truppen ein Dutzend Städte erobert, darunter den Kakao Exporthafen San Pedro und die Hauptstadt Yamoussoukro. Jetzt ist Abidjan, die Wirtschaftsmetropole und Hochburg von Gbagbo, heftig umkämpft. Gbagbos Armeechef hat sich abgesetzt und französisches Militär soll in den tobenden Konflikt eingegriffen haben.
Während den sich steigernden Kämpfen in der westlichen Stadt Duékoué haben sich etwa 30,000 Menschen schutzsuchend im Gelände der katholischen Kirche versammelt, berichtet der Missionar, viele mit Schusswunden. Er plädierte, dass die Mission von den kriegerischen Parteien als Zufluchtsort geschützt wird. Leider fehlt es an Nahrung und sanitären Anlagen für so viele. Laut UNO Sprecher sind „robuste Patrouillen“ im Einsatz, um die Menschen zu schützen.
Anhänger des Wahlsiegers Ouattara haben heute eine Offensive gegen die bis jetzt von Gbagbo kontrollierte Stadt Duékoué gestartet. Die Angreifer wollen die strategisch wichtige Stadt im Westen des Landes erobern, um den „Terror“ in der Region zu beenden. Angesichts der eskalierenden Gewalt und der Flüchtlingsströme hat die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS schon letzte Woche die UNO aufgefordert, ihr Mandat zu verstärken.
Angeworben von Gbagbos Jugendminister Goude, haben sich Tausende Aktivisten an einem Militärstützpunkt versammelt, um für den abgewählten und gegen Anhänger des rechtmäßigen Präsidenten Ouattara zu kämpfen und das Land „zu befreien“. Die ganze Region könnte destabilisiert werden, warnte Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, deren Land die meisten ivorischen Flüchtlinge aufgenommen hat, obwohl das arme Liberia sich noch von seinem eigenen Bürgerkrieg erholen muss. Als größter Kakaoexporter erfreue sich die Elfenbeinküste früher des höchsten Lebensstandards in ganz Westafrika.
Nach dem AU Treffen in Addis Abeba hat der gewählte Präsident Ouattara seinem Rivalen Gbagbo das Ultimatum übermittelt. Das AU Angebot eines sicheren Rücktritts sei seine letzte Chance, die Macht „friedlich und würdevoll“ abzugeben. Auch rief Ouattara alle Sicherheitskräfte auf, sich endlich in den Dienst der Nation zu stellen.
Dieser Kampfruf zeigt Gbagbos unbeugsame Haltung. Er lässt auf friedlich demonstrierende Frauen schießen, mit mehreren Toten. Er verstaatlicht die Kakaoexporte, um sich die Einnahmen für die Bezahlung seiner Armee zu sichern. Der Norden ist von der Strom und Wasserversorgung abgeschnitten. Die Häfen sind geschlossen. Benzin und Nahrung werden knapp. 450,000 Menschen sind vertrieben, darunter 90,000 im Nachbarland Liberia. Die Eskalation der Gewalt bringt das Land immer näher an einen weiteren Bürgerkrieg.
­