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Der neue Premierminister Schadiq entschuldigte sich für die Angriffe von Mubaraks Anhängern auf friedliche Demonstranten, lehnte aber jede Verantwortung der Regierung ab. Die Armee versucht, mit zweifelhaftem Erfolg, die beiden Lager zu trennen. In 24 Stunden gab es fünf Tote und 836 Verletzte. Internationaler Druck auf Mubarak, besonders von fünf EU Ländern und den USA wächst. Die Massenversammlung beim Freitagsgebet könnte ein Schlüsselmoment in dem explosiven Konflikt werden.
Als Antwort auf die Ankündigung von Generalstreik und Massendemonstration hat die Regierung das Eisenbahnnetz gesperrt; auch Internet und Handynetz sind tot. Der Mut der Menschen wächst, seitdem das Militär signalisierte, dass es nicht auf friedliche Demonstranten feuern werde. Die Forderung der Bürger sei legitim. Inzwischen will Google die Kommunikation verbessern, indem es ermöglicht, per Telefonanruf zu twittern. Genau eine Woche nach Beginn der Unruhen versammeln sich zurzeit Tausende auf Kairos Tahrir Platz für den „Marsch der Million“, um Mubarak zum Rücktritt zu zwingen.
Während Mubarak ein neues Kabinett vereidigt und seinen Vize-Präsidenten mit Reformen beauftragt, breitet sich das Chaos und die Wut gegen den Präsidenten weiter aus. Man spricht von einer „bewusst herbeigeführten Eskalation“ von Plündern, Brandstiftung, Morden, verschärft durch das Fernbleiben der Polizei und die Präsenz von ungezählten entflohenen Gefangenen. Die Demonstranten haben zu einem unbegrenzten Generalstreik aufgerufen, und Dienstag soll es einen „Millionenmarsch“ auf den Präsidentenpalast geben.
Nach dem Freitagsgebet erwarten die Sicherheitskräfte tausende Demonstranten, die nach Ansicht der Opposition „die Angstbarriere überschritten“ haben. Man spricht von massiver Internet Unterbrechung und mindestens 1,000 Verhaftungen. Seit Anfang der Unruhen wurde Mubarak nicht öffentlich gesehen. Seine Partei, die NDP, sei dialogbereit, ließe sich aber nicht durch undemokratische Handlungen erpressen.
Nach den noch nie dagewesenen Demonstrationen gegen die Regierung Mubaraks, die gestern drei Todesopfer forderten, und nach sporadischen Zusammenstößen in der Nacht, wollen die Organisatoren weitermachen „bis Mubarak geht“. Die USA schlugen der ägyptischen Regierung vor, auf das „gerechtfertigte Verlangen des Volkes“ zu reagieren.
Aktivisten haben heute zu einer Demonstration gegen Folter, Armut, Korruption und Arbeitslosigkeit aufgerufen. Tausende haben sich auf einer Facebook Seite bereit erklärt, mitzumachen. Die Regierung warnt vor Festnahmen. Die Organisatoren jedoch bezeichnen den Tag als „den Anfang vom Ende“.
Ein Ägypter hat sich vor dem Parlament in Kairo mit Benzin übergossen und angezündet. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Beweggründe könnten Protest gegen das Regime und miserable Lebensbedingungen sein. In Algerien starb ein Mensch bei einem ähnlichen Vorfall. Am Anfang der unkontrollierbaren tunesischen Revolte stand eine Selbstverbrennung.
Ein dienstfreier Polizist eröffnete das Feuer im Zug zwischen Assiut und Kairo, tötete einen Christen und verletzte fünf weitere, vier von ihnen Kopten. Das Motiv ist nicht bekannt, doch die angespannte Lage nach dem Bombenanschlag auf die koptische Kirche in Alexandria verschärft sich. Verärgert über Papst Benedikts Appell, die christlichen Minderheiten besser zu schützen, hat Ägypten seine Vatikan Botschafterin zu Beratungen zurück gerufen.
Der koptische Kirchenführer Shennouda III hat die christlichen Demonstranten, die in Wut und Angst gegen den blutigen Anschlag auf ihre Kirche in Alexandria in der Silvesternacht protestierten, aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Zugleich appellierte er an die Regierung in Kairo, der seit längerem herrschenden religiösen Intoleranz entgegen zu treten.
Die Menschenhändler, die in der Wüste Sinai eine Gruppe von Flüchtlingen unterwegs nach Israel festhalten, um von ihnen Lösegeld zu erpressen, haben zwei orthodoxe Diakone in der Gruppe getötet. Andere, auch Frauen, sollen gefoltert worden sein und kurz vor dem Tod stehen. Die Migranten kommen meist von Eritrea, Somalia, Sudan und Äthiopien.
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