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Die Übergangsregierung der Elfenbeinküste ist am Mittwoch wegen eines Giftmüllskandals zurückgetreten. Präsident Laurent Gbagbo akzeptierte den Rücktritt des amtierenden Ministerpräsidenten Charles Konan Banny. Gbagbo bat die Regierung aber, bis zur Bildung eines neuen Kabinetts im Amt zu bleiben. Der Giftmüll war in der Nacht vom 19. auf den 20. August auf mindestens neun Deponien um die Hauptstadt Abidjan abgeladen worden. Nach Regierungsangaben starben daran 3 Personen, rund 1500 Einwohner der Stadt erkrankten.
Der Versuch des Premierministers Charles Konan Banny, die politischen Kräfte im Norden und Süden, die sich seit vier Jahren bekämpfen, zu einer Einigung zu bewegen, ist fehlgeschlagen. Nach wenigen Stunden wurden die Verhandlungen abgebrochen.  
Viele Menschen in Abidjan erlitten zum Teil schwere Vergiftungserscheinungen durch toxischen Müll, den ein Frachter aus Holland vor zwei Wochen an drei Deponien der Hauptstadt abgeladen hatte. Allein in der Uniklinik wurden 340 Patienten eingeliefert. Die Regierung versuchte anfangs den Vorfall zu vertuschen.
Die Regierung gewährte dem ehemaligen Chef der Militär-Junkta, Robert Gueï, ein Staatsbegräbnis.
Die Regierung von Präsident Laurent Gbagbo hat den von der UN geförderten Plan, alle Bürger des Landes registrieren zu lassen, kritisiert. Die Registrierung ist eine Voraussetzung für die geplanten Wahlen und wirft das ursprüngliche Problem, wer ivorischer Bürger ist, wieder auf. 3.5 Millionen der 17 Millionen Einwohner, meistens Immigranten, haben keine Urkunden. Bedingung, als Bürger registriert zu werden, ist, dass ein Elternteil in der Elfenbeinküste geboren ist.
Regierung und Rebellen haben sich auf die Entwaffnung paramilitärischer Kämpfer geeinigt. Die "Neuen Kräfte" und Milizen, die Präsident Gbagbo nahe stehen, sollten bis Ende Juli ihre Waffen abgeben, erklärten Gbagbo und Rebellenführer Soro nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Annan.
Die Befehlshaber der kriegsführenden Parteien erklärten in Yamoussoukro, dass am 8. Juni mit der Entwaffnung beider Seiten begonnen werden soll.
Beim Besuch der Bischöfe des Landes im Vatikan rief Benedikt XVI. die Katholiken der Elfenbeinküste auf, sich aktiv am Versöhnungsprozess und am Aufbau demokratischer Strukturen zu beteiligen. Die Umsetzung von Friedensabkommen zwischen der Regierung und Rebellen, die nach wie vor den Norden des Landes besetzt halten, ist nicht in Sicht. Nur durch eine UN-Friedensmission wird bislang das Wiederaufflammen offener Gewalt verhindert .
Anzeichen einer langsamen Normalisierung ist die Wiedereröffnung der größten Universität des Nordens in Bouaké mit 500 Studenten. Vor dem Ausbruch des Konflikts studierten dort 13.000.  
Guillaume Soro, Anführer der Rebellen im Norden des Landes, hat zum ersten Mal seinen Sitz im Kabinett der Regierung der nationalen Einheit als Minister für den Wiederaufbau eingenommen. Seine Leibwächer sind UN-Friedenstruppen.  

Zitat

„Wir müssen die Zeit nutzen,
um auf einen radikalen Wandel hinzuarbeiten...

Wir haben in diesen Wochen gelernt,
dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können."

Erklärung des Jesuitenordens in Europa

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